meine Diagnose bipolar

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wenn

 

Worte nur noch stolpern

Stimmen immer mehr wanken

Herzen anfangen zu holpern

Zweifel immer tiefer ranken

Hände nur noch hängen

Blicke laut klagen

Zwänge nur noch engen

Nächte schlaflos nagen

Ohren lauthals dämpfen

Seelen immer mehr schweigen

Tränen mit sich kämpfen

Ängste in einem steigen

Dann ist es höchste Zeit

für das Gespräch zu zweit

 

 

 

 

Collage
Collage

 

 

 

  

Schönheit erleben in Kunst und Natur,

 

sie lehrt mich, auch das Anders – sein zu erfassen.

 

Bin der Wahrnehmung meiner Sinne auf der Spur,

 

die mich andere Sichtweisen, Standpunkte und eine Bereicherung erfahren lassen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ich möchte niemand anderem einen

Weg vorzeichnen,

denn ich weiss,

dass mir der Weg von einer Hand

vorgeschrieben wurde,

die weit über mich hinausreicht.

 

- C.G. Jung -

 

 

 

 

 

  

 

Phantasie und Einfühlungsvermögen

sind nichts anderes

als Formen der Liebe

 

- Hermann Hesse -  

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

- Blättermaske -



Forschungsgeschichte

Ärzte im alten Griechenland: Hippokrates, Aretaeus

Bipolare Störungen sind schon seit langem bekannt. Erste Schriftzeugnisse aus der Antike belegen bereits die Kenntnis der beiden Zustände, zunächst als gesonderte Krankheiten durch den berühmten Arzt Hippokrates von Kös. Bereits einige Jahrhunderte danach erkannte 
von Aretaeus von Kappadokien die Zusammengehörigkeit von
Depression und Manie. Hippokrates von Kós beschrieb im 5. Jahrhundert vor Christi Geburt die Melancholie (entspricht der heutigen "Depression"). Er nahm an, dass sie durch einen Überschuss an "schwarzer Galle" entstehe, die von der organisch erkrankten Milz ins Blut ausgeschieden werde, den gesamten Körper überflute, ins Gehirn eindringe und Schwermut verursache. Mit dieser Vorstellung ist der griechische Begriff "Melancholia" eng verzahnt (griechisch: μελαγχολια von μελας, melas, "schwarz", + χολη, cholé, " Galle"). Hippokrates verwendete auch bereits den Begriff "Mania" (Manie), um einen Zustand der Ekstase und Raserei zu beschreiben. Dieser griechische Begriff (griech. μανία manía = Raserei) hielt sich seitdem bis heute in der Wissenschaft. Statt des griechischen Wortes "Melancholie" wird heute der Fachbegriff "Depression" für den anderen Extrempol dieser Erkrankung verwendet, der aus der lateinischen Sprache stammt (lat. depressio „Niederdrücken“).

Der griechische ArztAretaeus von Kappadokien vermutete ähnliche körperliche Ursachen, erkannte aber bereits im 1. Jahrhundert nach Christus eine Zusammengehörigkeit der beiden extremen Zustände, die als Gegenpole so weit auseinander liegen und beschrieb somit als erster die bipolare Störung: Meiner Ansicht nach ist die Melancholie ohne Zweifel Anfang oder sogar Teil der Krankheit, die Manie genannt wird ... Die Entwicklung einer Manie ist vielmehr eine Zunahme der Krankheit als ein Wechsel in eine andere Krankheit.

Europäisches Mittelalter und Kirche mit Sündendefinitionen

Während des Mittelalters geriet dieses rationale Konzept in Vergessenheit, ebenso die Ursachensuche auf körperlich bedingte Faktoren. Dämonen und Hexen galten nun als Ursache der Erkrankung, und nicht wenige derer, die der Hexerei bezichtigt waren, fielen diesem "Irrsinn" der "normalen" Bevölkerung und Instanzen zum Opfer. Auch Betroffene wurden als "Besessene" verteufelt, verfolgt und umgebracht.

In der Katholischen Kirche, die für das Abendland in jener Zeit bestimmend war, zählten "Superbia" (Stolz, Eitelkeit, Hochmut, Arroganz), "Ira" (Zorn, Wut) und "Luxuria" (Wollust, Unkeuschheit) zu den sieben Hauptlastern oder "Wurzelsünden", die zu Todsünden führen konnten. Die Symptome der Manie sind hier in hohem Grade deckungsgleich. In der "Acedia" (Faulheit, Trägheit, Trägheit des Herzens) war die "Melancolia" mit eingebunden. Symptome der Depression wurden hier als Wurzelsünde eingestuft.

Wiederaufnahme der Forschung ab dem 19.Jh., NS-Morde, Zeit ab 1945

Das wesentlich "modernere" und aufgeklärtere Konzept des Aretaeus von Kappadokien, der wie Hippokrates von körperlichen Ursachen ausging, griffen erst französische Forscher wieder auf. Jean-Pierre Falret beschrieb im Jahr 1851 "la folie circulaire" (= zirkuläres Irresein) als einen Wechsel von Depressionen, Manien und einem gesunden Intervall, Jules Baillarger drei Jahre später sein Konzept der "folie à double forme" als unterschiedliche Erscheinungsformen der selben Krankheit, wobei nicht unbedingt ein freies Intervall zwischen diesen beiden Extremzuständen liegen muss.

Der deutsche Psychiater Emil Kraepelin nannte 1899 diese Erkrankung des "circulären Irreseins" auch "manisch-depressives Irresein", wobei er auch schon Mischzustände erkannte, bei denen manische und depressive Symptome gleichzeitig vorkommen. Auch für Kraepelin waren Manien und Depressionen Ausdrucksformen ein- und derselben Krankheit.

In der NS-Zeit machten sich die Psychiater zu Helfershelfern des Nazi-Rassenwahns. Enthusiastisch trugen prominente deutsche Psychiater zur "Vernichtung unwerten Lebens" bei. Nicht wenige stießen diese Entwicklung sogar an und brachten sie vorwärts. Manisch-Depressive ("zirkulär Irre") wurden als "erbkrank" eingestuft, und zwangssterilisert oder gar - dann mit der Diagnose "Schizophrenie" - ermordet. Zehntausende geistig behinderter und psychisch kranker Menschen wurden in den Vergasungs-Anstalten der "Aktion T4" ermordet. Es hieß, man habe ihnen "Euthanasie" angedeihen lassen, einen "schönen Tod", der für sie "Erlösung" gewesen wäre und man habe den "Volkskörper" von kranken, schwächenden, unwerten Elementen und Erbgut gereinigt.

1949 traf Karl Kleist eine erbbiologische Unterscheidung unipolarer und bipolarer Krankheitsformen und 1966 unterschieden Jules Angst und Carlo Perris bipolare Erkrankungen und unipolare Depressionen. "Bi-" ist hierbei eine Vorsilbe lateinischen Ursprungs mit der Bedeutung "zwei", unter "Pol" versteht man eines von zwei (äußersten) Enden. Das eine Ende wird hierbei als das extreme Gegenteil des anderen Endes betrachtet.

Es ist anzunehmen, dass im Kommunismus die bipolar Erkrankten keine besonders heilende Behandlung erfahren haben. Daten fehlen.