Das Projekt
Ex-In ist ein Pilotprojekt, das aus dem europäischen Programm Leonardo da Vinci gefördert wird. Ziel des Projektes ist die Qualifizierung von Psychiatrie Erfahrenen, um als DozentIn oder als MitarbeiterIn in psychiatrischen Diensten tätig zu werden. Im Rahmen des Projektes arbeiten Psychiatrie-Erfahrene, psychiatrische Fachkräfte und Ausbilder aus 6 europäischen Ländern zusammen, um eine spezifische Ausbildung zu entwickeln, die auf dem Erfahrungswissen der TeilnehmerInnen basiert.
WARUM EXPERIENCED INVOLVEMENT?
Die Erforschung und Behandlung psychischer Störungen hat eine lange Tradition, in der die
psychiatrisierten Menschen als Objekt der Wissenschaft betrachtet werden. Den Erfahrungen der Betroffenen wird kaum eine Bedeutung beigemessen. Das daraus resultierende Versorgungssystem lässt
viele genesungsorientierte Ansätze unberücksichtigt und viele NutzerInnen sind mit dem Angeboten unzufrieden. Psychiatrie-Erfahrene verfügen über ein großes Wissen über unterstützende Haltungen,
Methoden und Strukturen, das jedoch kaum in die bestehende Versorgung einfließt.
Viele Untersuchungen haben aufgezeigt, dass die Einbeziehung des "Expertenwissen aus Erfahrung"
beiträgt zu:
• einem erweiterten Verständnis psychischer Störungen
• neuem Wissen über genesungsfördernde Faktoren in der Psychiatrie
• der Entwicklung neuer Methoden und umfassender Inhalte in der Fachkräfteausbildung
• innovativen Angeboten psychiatrischer Dienste
Die geplante Ausbildung soll den Einfluss von Expertenwissen durch Erfahrung auf das psychiatrische Versorgungssystem stärken. Die Einbeziehung von Psychiatrie-Erfahrenen soll zu einer besseren Nutzerorientierung und zu zufriedenstellenderen, weniger diskriminierenden und entwürdigenderen psychiatrischen Dienstleistungen beitragen.
PROJEKTZIEL
In dem Projekt werden die Erfahrungen und die Erkenntnisse von Psychiatrie-Erfahrenen in den Mittelpunkt gestellt. Um die Psychiatrie-Erfahrenen als DozentInnen oder MitarbeiterInnen in psychiatrischen Diensten zu qualifizieren, werden ein spezifisches Curriculum, sowie die Kernmodule, Lehrmaterial und Lehr- und Lernstrategien und -methoden entwickelt. Die Beteiligung von qualifizierten ExpertInnen durch Erfahrung soll dazu beitragen, das Wissen über psychische Gesundheit zu verbessern, die Ausbildung und die Kenntnisse psychiatrischer Fachkräfte zu fundieren und schließlich die Angebote psychiatrischer Dienste zu effektivieren, um auf die Bedarfe ihrer NutzerInnen einzugehen und zu ihrer Genesung beizutragen. Die soziale und ökonomische Situation von Psychiatrie-Erfahrenen soll durch die Qualifizierung verbessert werden, sie soll zur Entwicklung neuer Beschäftigungsmöglichkeiten und zu einer angemessenen Entlohnung beitragen.
HINTERGRUND
Die Erforschung und Behandlung psychischer Störungen hat eine lange Tradition, in der die psychiatrisierten Menschen als Objekt der Wissenschaft betrachtet werden. Den Erfahrungen der Betroffenen wird kaum eine Bedeutung beigemessen. Ihre Wahrnehmungen und Äußerungen dienen lediglich zur Beschreibung von Symptomen und werden auf Grund der angenommenen Beeinträchtigung des rationalen Denkens nicht als Beitrag für ein besseres Verständnis psychiatrischer Phänomene oder einer besseren Behandlung genutzt.
Dies hat zu einer eindimensionalen Sicht auf psychische Störungen und professioneller Dominanz anstatt zu Austausch und Nutzerselbstbestimmung geführt.
Die tradierten Behandlungs- und Erklärungsmodelle sind allein aufgrund der Tatsache, dass sie von den Betroffenen als wenig hilfreich oder gar schädigend empfunden werden, nicht länger aufrecht
zu erhalten. Mittlerweile haben viele Untersuchungen nachgewiesen, dass die Beteiligung Psychiatrie-Erfahrener in Forschung, Ausbildung und in psychiatrischen Diensten einen großen Einfluss auf
die Verbesserung der erbrachten Leistungen hat. Eine wachsende Zahl von Ausbildungseinrichtungen, Universitäten und Diensten beteiligt Psychiatrieerfahrene. Diese Experten aus Erfahrung haben
jedoch aufgrund des Mangels an fachspezifischen oder strukturierter Ausbildung keinen anerkannten Status und erhalten lediglich eine geringfügige Entlohnung. Gleichzeitig fehlt es an Methoden,
das aus Erfahrung gewonnene Expertenwissen strukturiert zu nutzen. Um die Einbeziehung von Psychiatrie-Erfahrenen zu verbessern, ihre Fähigkeiten zu stärken und eine Basis für eine angemessene
Beschäftigung zu schaffen, ist es wichtig, ein Curriculum zu entwickeln, das den Erfahrungen der Betroffenen Rechnung trägt, das notwendige Fachwissen vermittelt und offiziellen Standards
entspricht.
PARTNERSCHAFT
Um die spezifischen Anforderungen des Pilotprojektes zu erfüllen, ist es notwendig, Psychiatrie-Erfahrene, Nutzerorganisationen, Ausbildungs- und Forschungseinrichtungen, sowie psychiatrische Dienste einzubeziehen. Zur Umsetzung einer europäischen Dimension und innovativer Ergebnisse wurden Institutionen aus verschiedenen Ländern ausgewählt, die sich durch besondere Ansätze der Beteiligung Psychiatrie-Erfahrener auszeichnen.
Die Partner sind:
CHANGE, Birmingham
F.O.K.U.S. Bremen
Instituut voor Gebruikersparticipatie en Beleid, Amsterdam
Initiative zur sozialen Rehabilitation, Bremen
Oslo University College
Stockholms Läns Sjukvårdsområde
Universitätsklinik Eppendorf, Hamburg
University of Central England in Birmingham
University of Ljubljana
University of Maastricht
Bücher
Vom Erfahrenen zum Experten
Jörg Utschakowski, Gyöngyver Sielaff, Thomas Bock (Hg.)
Vom Erfahrenen zum Experten - Wie Peers die Psychiatrie verändern
1. Auflage , Bonn 2009
ISBN 978-3-88414-470-1, 260 Seiten, 24.95 € / 42.90 sFr
Für Baden – Württemberg Info´s unter
0711 / 46917345 Fr. von 10 – 12 h
Ausbildung von Experten durch Erfahrung in der Psychiatrie
Ausbildungsprogramm für Psychiatrie-Erfahrene zur Qualifizierung als Ausbilder und als Genesungsbegleiter. Das Konzept für das Curriculum zur Ausbildung von Psychiatrie-Erfahrenen ist von norwegischen, schwedischen, niederländischen, englischen, slowenischen und deutschen Partnern im Rahmen des europäischen Leonardo da Vinci Pilotprojektes EX-IN 2005 – 2007 entwickelt worden. Es spiegelt die Zusammenarbeit von Psychiatrie-Erfahrenen und psychiatrischen Fachkräften, Forschern und Lehrkräften wieder. In allen teilnehmenden Ländern wurden Verbände von Psychiatrie-Erfahrenen, Ausbildungseinrichtungen und psychiatrische Dienste in den Diskussionsprozess und die Erprobung des Curriculums einbezogen. Die Ergebnisse des Projektes sind auch ein Resultat ihrer Beteiligung. Die Durchführung von drei nationalen Tagungen, eine in Birmingham, eine in Maastricht und eine in Bremen, waren ebenfalls von großer Bedeutung.
In dem Ausbildungsprogramm haben wir versucht, die Erkenntnisse aus guten Praxisprojekten, die Reflektion verschiedener theoretischer Ansätze als auch die Ergebnisse von Diskussionen unter den Projektpartnern und der Auswertung der Pilotkurse einzubeziehen.
AUSGANGSBEDINGUNGEN FÜR DIE AUSBILDUNG
Es entstehen mehr und mehr Arbeitsmöglichkeiten für Psychiatrie-Erfahrene als Genesungsbegleiter oder Dozenten. Ein Problem ist, dass die Betreffenden aufgrund fehlender strukturierter Qualifizierungsmöglichkeiten keinen anerkannten Status haben. Das
Curriculum soll einen Beitrag dazu leisten, die Beteiligung Psychiatrie-Erfahrener zu stärken und eine Basis für eine angemessene Anstellung zu schaffen.
Im Zentrum der Ausbildung steht daher die Reflektion der eigenen Erfahrungen und der Erwerb von Fähigkeiten und Wissen, die eine qualifizierte Arbeit aus der Erfahrungsperspektive ermöglicht.
Um dies dauerhaft zu gewährleisten, ist aber auch mehr Forschungsarbeit zu dem Erfahrungswissen und zu der Bewältigungspraxis Psychiatrie-Erfahrener zu leisten, um Betroffenenorganisationen zu stärken, die Arbeit von Psychiatrie-Erfahrenen, die Qualität von Ausbildungen und die institutionellen Rahmenbedingungen in denen sie arbeiten zu bewerten.
International
Die Welt-Gesundheits-Organisation (WHO) befürwortet und fördert die Beteiligung von Psychiatrie-Erfahrenen, sowohl als Einzelpersonen als auch durch Betroffenenorganisationen, z.B. im Rahmen der Entwicklung eines Global Forum for Community Mental Health. Orientiert an der Europäischen Ministerkonferenz 2005, hat die WHO ein Regionaldokument vorgelegt in dem formuliert wird: „Die Beteiligung von Nutzern psychiatrischer Dienste und ihrer Angehörigen ist ein wichtiger Bestandteil des Reformprozesses. Es ist nachgewiesen, dass die aktive
Beteiligung von Psychiatrie-Erfahrenen und ihren Familien die Qualität der
Versorgung und der Dienste verbessert. Sie sollten ebenso an der Entwicklung und Durchführung von Ausbildungen beteiligt werden, um Mitarbeitern in der Psychiatrie ein besseres Verständnis ihrer Bedarfe zu vermitteln“. (WHO, 2005:108)
Die Förderung des EX-IN Projektes durch die Europäische Union ist ein deutliches Zeichen dafür, dass diese Entwicklung vorangetrieben werden soll. Entscheidende Faktoren sind dabei die Weiterentwicklung des Einflusses von Psychiatrie-Erfahrenen als Anbieter von Dienstleistungen und als Ausbilder, nicht nur von professionellen, sondern auch von anderen Psychiatrie-Erfahrenen.
Philosophie des Curriculums
Seelische Gesundheit (mental health) ist ein breitangelegtes Konzept, dass sich auf das Wohlbefinden aller Menschen in einem Gemeinwesen bezieht. Seelische Gesundheit ist Teil des alltäglichen Lebens, der jeden Bereich unseres privaten und sozialen Lebens betrifft, somit kann sie auch als ein Mittel verstanden werden, die persönliche Situation einzuschätzen. Seelische Gesundheit ist auch eng verbunden mit Abschnitten und Ereignissen in unserem Leben, in der sie erschüttert wird, oder gar verloren geht, in dem die Umstände eine sehr intensive Auseinandersetzung mit unserem Bedürfnis nach Stabilität und Wohlbefinden erfordern; und wo manchmal psychiatrische Hilfen angemessen erscheinen. In diesem Moment brauchen wir kompetente Menschen, die nicht nur auf die besondere Situation, das besondere Erleben eingehen können, sondern auch darauf, dass “Krankheit” einen Einfluss auf die Gesundheit im Sinne von Identität, Beziehungen, Möglichkeiten und Erwartungen hat. D.h. die Erfahrungen und Hoffnungen desjenigen, der psychiatrische Dienste nutzt, sind der Schlüssel zur Definition der Aufgaben und der Organisation von Gesundheitsversorgung.
Insofern ist die Frage der seelischen Gesundheit besonders wichtig für Menschen, die psychiatrische Dienste nutzen und deren Leben von ihnen beeinflusst wird.
Psychiatrie-Erfahrene verfügen oft über ein großes Wissen über sich selbst und über andere, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben und auch darüber was hilfreiche und weniger hilfreiche psychiatrische Angebote sind. Insofern entwickelt sich ein besonderes Expertentum:
“Ein “Experte durch Erfahrung” in der Gesundheitsversorgung ist jemand, der aktive Erfahrungen mit Krankheit, Behinderung und/oder psychischen Problemen gemacht hat und der spezifische Kompetenzen erworben hat, mit dieser Krankheit,
Behinderung und/oder psychischen Problemen zu leben und mit dem soziokulturellen und institutionellem Kontext in dem die Krankheit, Behinderung und/oder die psychischen Probleme bedeutsam sind, umzugehen.” (van Haaster, Koster 2005).
Das Hauptanliegen der Beteiligung von “Experten durch Erfahrung” ist, die individuelle Erfahrung als Ressource zu nutzen. Dazu müssen die Betreffenden in der Lage sein, ihre Erfahrungen und ihre Bewältigung zu reflektieren. Dies ist mit der Bereitschaft und der Fähigkeit verbunden, diese Erfahrungen als Teil des Reflektionsprozesses mit anderen
auszutauschen.
Um einen Blickwinkel zu vermeiden, der sich ausschließlich auf individuelle Erfahrungen, Werte und Annahmen beruft,
‘ um ein Experte durch Erfahrung zu werden ist es erforderlich die eigenen Erfahrungen zu reflektieren und diese mit anderen auszutauschen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Es ist erforderlich, dass die Experten ihre Erfahrungen im Vergleich mit anderen Erfahrungen, anderen Situationen und anderen Menschen überprüfen und erproben’ (van Haaster, Koster 2005).
Ausbildungsphilosophie
Um zu verhindern, lediglich traditionelles Wissen und bekannte Erklärungen zu reproduzieren, hat das Projekt die eindeutige Aufgabe, eine Ausbildung zu entwickeln, die auf individuellen Erfahrungen aufbaut.
Der erste Schritt ist, von den individuellen Erfahrungen der einzelnen Teilnehmer auszugehen. Durch die Reflexion und Strukturierung dieser Erfahrungen kann sie oder er ein erfahrungsbasiertes “Ich-Wissen” entwickeln. Wenn wir davon ausgehen, dass es notwendig ist, eine gemeinsam geteilte Perspektive von dem zu entwickeln, was hilfreiche Haltungen,
Methoden und Strukturen zur Unterstützung von Menschen in psychischen Krisen sind, ist es wichtig, dass die Teilnehmer ihre Erfahrungen austauschen, um “Wir-Wissen zu entwickeln.
Dadurch kann die Erfahrung von besonderen psychischen Prozessen und psychischen Krisen sowohl auf individueller Ebene als auch auf kollektiver Ebene verstanden werden.
Neben diesem Ansatz ist es wichtig, dass die EX-IN Ausbildung die Entwicklung von Fähigkeiten, Kenntnissen und die Anwendung von Methoden fördert. Bei der Vermittlung von Wissen ist es wiederum wichtig, die Theorien auf Basis von Erfahrungen zu reflektieren.
Wenn z.B. jemand als Lehrkraft arbeiten möchten, ist es wichtig, dass er oder sie weiß, welche Inhalte und Methoden einen Prozess unterstützen, in dem Menschen die Perspektive von Psychiatrie-Erfahrenen verstehen lernen. Das EX-IN Curriculum soll den Einfluss von Psychiatrie-Erfahrenen, ihres Wissens und ihrer Fähigkeiten auf das psychiatrische Versorgungssystem stärken (Topor, 2001). Es soll zu einer besseren Nutzer- und Genesungsorientierung und zu weniger Diskriminierung in der
Psychiatrie beitragen. Das Projekt soll auch einen Beitrag dazu leisten, den Status von Psychiatrie-Erfahrenen in psychiatrischen Diensten zu verbessern. Durch die Anerkennung der Ausbildung erhoffen wir uns verbesserte Beschäftigungsmöglichkeiten und eine angemessene Bezahlung für Psychiatrie-Erfahrene.
DIE MODULE
1. FÖRDERUNG VON GESUNDHEIT UND WOHLBEFINDEN
Moduldauer: 16 Stunden
Das Modul eröffnet den TeilnehmerInnen die Möglichkeit, ihr eigenes Verständnis von Gesundheit zu entwickeln und als einen entscheidenden Teil im Leben und im Prozess der Genesung zu entdecken.
Das Modul bietet die Möglichkeit, Strategien zur Verbesserung von Gesundheit und Wohlbefinden zu verstehen, zu teilen und zu erkunden.
Die TeilnehmerInnen haben die Gelegenheit Kommunikations- und Beziehungsfähigkeiten zu erproben und insbesondere Fähigkeiten der Gruppenarbeit weiterzuentwickeln.
Am Ende des Moduls werden die TeilnehmerInnen:
1. ein Verständnis von Definitionen und Ansätzen haben, mit denen Gesundheit und Wohlbefinden beschrieben und bemessen werden und individuelle Erklärungsmodelle identifizieren können.
2. Gesundheit und Wohlbefinden auf dem Hintergrund von psychischen Problemen diskutieren können.
3. Einflüsse auf die individuelle Gesundheit und das Wohlbefinden beschreiben können, einschließlich der Bedeutung von persönlichen Netzwerken, Gemeindezusammenhänge und gesellschaftlichen Bedingungen.
4. Möglichkeiten und Strategien zu einer gesünderen Lebensführung beschreiben können und wissen, welche Angebote in der Region und in weiteren sozialen Netzwerken verfügbar sind.
5. sich an Gruppensituationen beteiligen und diese anleiten und die Erfahrungen reflektieren können.
2. EMPOWERMENT
Moduldauer: 16 Stunden
Entscheidungsmacht zu haben oder machtlos zu sein, ist eines der Kernthemen im Zusammenhang mit psychischen Erschütterungen. Dieses Modul wurde entwickelt, um den TeilnehmerInnen die
Möglichkeit zu bieten, relevante Themen und Fragen zu Empowerment kennen zu lernen und zu diskutieren. Die Reflektion von Entscheidungsmacht bedeutet, sich mit Macht in Beziehungen
auseinanderzusetzen, mit der Delegation von Macht und der Auseinandersetzung mit Vertragsmacht.
Um Machtfragen transparent zu machen, müssen reale Alltagssituationen betrachtet werden, wie z.B. Wohnsituation, Arbeit, Einweisungen, Freizeit, Beziehungen, Geschlechterfragen, Zugehörigkeit und
Ausgeschlossensein.
Am Ende des Moduls werden die TeilnehmerInnen:
1. eine differenziertes Bild von Empowermentkonzepten haben
2. Praxiskonzepte für Empowerment entwickelt haben
3. Durchsetzungsfähiger sein
3. ERFAHRUNG UND TEILHABE
Moduldauer: 24 Stunden
Ziel des Moduls “Erfahrung und Teilhabe” ist, einen Bewusstseinsprozess über individuelle und kollektive Erfahrungen und Handlungen im Zusammenhang mit Psychiatrie-Erfahrung zu fördern.
Dabei geht es darum, die Suche nach Lösungen, den Prozess der Entscheidungsfindung und seine Einflussfaktoren, die unterschiedlichen Wege, Entscheidungen in die Praxis umzusetzen und die Auswertung dieses Gesamtprozesses zu beschreiben. Das Modul soll zu einem individuellen und kollektiven Empowermentprozess beitragen.
Nach Beendigung des Moduls werden die TeilnehmerInnen in der Lage sein:
- differenzierter über eigene Erfahrung sprechen und den Erzählungen anderer zuhören zu können.
- mehr über die Erfahrungen mit psychischen Problemen vieler unterschiedlicher Menschen zu wissen.
- besser über eigene Erfahrungen mit psychischen Problemen reflektieren und sie auf respektvolle und gleichberechtigte Weise mit anderen teilen zu können.
- fruchtbar persönliche und soziale Probleme unterscheiden zu können.
Zudem werden sie kennen gelernt haben:
- unterschiedliche individuelle und kollektive Bewältigungsstrategien für psychisches Leid.
- besser mit psychiatrischen Institutionen umzugehen.
- besser mit den gesellschaftlichen Reaktionen (positiven wie negativen) umzugehen.
- verschiedene Nutzerorganisationen und Initiativen, die Angebote vorhalten, die Psychiatrie- Erfahrenen ermöglichen, unabhängiger von psychiatrischen Diensten zu werden.
- welche Möglichkeiten zur Einflussnahme und Verbesserung ihrer Behandlung es gibt.
4. TRIALOG
Moduldauer: 24 Stunden
Trialog bedeutet, eine Zusammenkunft von ExperteInnen durch Erfahrung, Angehörigen/Freunden und Psychiatrie-Profis auf gleicher Augenhöhe in der Öffentlichkeitsarbeit, Lehre, Forschung,
Qualitätskontrolle, Gesundheitspolitik, etc. Die Idee stellt eine Herausforderung für alle drei Gruppen dar. Trialog setzt Standards für eine zukünftige Entwicklung, die die Psychiatrie grundlegend verändern kann.
Ziel des Trialogmoduls ist, die TeilnehmerInnen mit der Theorie und Praxis des Trialogs durch Vermittlung der theoretischen Rahmenbedingungen, der Vorbereitung der Praxis und der direkten
Erfahrung in Trialogseminaren vertraut zu machen.
Am Ende des Moduls werden die TeilnehmerInnen:
Begleitung, Öffentlichkeitsarbeit, Anti-Stigma-Arbeit): die eigene Erfahrung reflektieren und kommunizieren zu können und die anderen Perspektiven zu berücksichtigen.
5. RECOVERY
Moduldauer: 24 Stunden
Gelebte Erfahrung und Forschung haben gezeigt, dass es für die Genesung von einer schweren psychischen Erkrankung eine realistische Chance gibt. Recovery kann sowohl als ein sozialer als auch als ein individueller Prozess beschrieben werden; sozial weil Genesung ein integraler Bestandteil des täglichen Lebens der betreffenden Person ist, in dem soziale und materielle Aspekte eine Unterstützung oder ein Hindernis für den Recovery-Prozess darstellen können, individuell weil es um die subjektiven Erfahrungen des Einzelnen in Bezug auf das Überwinden von und/oder leben mit psychischen Problemen geht. Forschung und persönliche Berichte über Genesung haben dazu
beigetragen, ein neues Verständnis davon zu entwickeln, warum und wie Menschen psychische Probleme bewältigen, als auch warum und wie Menschen in einer Situation von „Chronizität“ und der Rolle als Patient verbleiben.
Am Ende des Moduls werden die TeilnehmerInnen:
6. BETROFFENEN-FÜRSPRECHER
Moduldauer: 24 Stunden
Unabhängige Betroffenen-Fürsprache ist eine von vielen verschiedenen Möglichkeiten sicherzustellen, dass die Anliegen eines/einer NutzerIn gehört werden, wenn eine Entscheidung getroffen wird. Dazu
gehört es, Wahlmöglichkeiten aufzuzeigen, die NutzerIn über ihre Rechte aufzuklären und die NutzerIn dabei zu unterstützen, diese Rechte zu verteidigen.
Am Ende des Moduls werden die TeilnehmerInnen:
Über Kompetenzen und Strategien verfügen, die sicherstellen, dass die Stimme einer NutzerIn gehört wird, wenn Entscheidungen getroffen werden.
7. SELBSTERFORSCHUNG
Moduldauer: 24 Stunden
Professionelle im Bereich Psychiatrie sprechen traditionell nicht direkt mit Klienten über ihre psychotischen Erfahrungen, weil davon ausgegangen wird, erneute psychotische Inhalte hervorruft.
Dies führt dazu, dass in der Regel versucht wird, die Krankheit zu behandeln, ohne allerdings auf die Erfahrungen und die Konsequenzen dieser Erfahrungen für die Personen einzugehen. Die meisten
Menschen, die eine psychische Erschütterung durchlebt haben, fühlen sich und ihre Erfahrungen durch die traditionelle Psychiatrie nicht wahrgenommen, viel eher werden sie von ihren Erfahrungen
entfremdet, ihnen wird nicht wirklich geholfen. Aber die Erfahrungen haben eine Bedeutung. Man kann lernen mit ihnen umzugehen und auch mit den Problemen, die ihnen zugrunde liegen. Der traditionelle
Ansatz fokussiert sich auf die Einschränkungen, statt auf die Fähigkeiten der Person, mit den Erfahrungen umgehen zu können, die Fähigkeit, die Erfahrungen steuern zu können, statt von ihnen gesteuert zu werden.
Am Ende des Moduls werden die TeilnehmerInnen:
8. RECOVERY-ORIENTIERTES ASSESSMENT
Moduldauer: 24 Stunden
Zusammenfassung:
Das Modul ermöglicht den KursteilnehmerInnen, Wissen und Fähigkeiten für die Unterstützung von Menschen in Krisen zu entwickeln ihre Situation besser zu verstehen und Pläne für die Zukunft zu entwickeln. Das Modul wurde auf Basis der Transformation von Erfahrungen mit professioneller Hilfe während Krisen entwickelt.
Mit dem Modul ist beabsichtigt, dass sowohl Professionelle als auch Psychiatrie-Erfahrene ein größeres Verständnis dafür entwickeln, was aus der Perspektive eines Menschen in Krise als hilfreich empfunden wird, wie individuelle Erfahrungen erkundet werden können und wie dies in hilfreiche Strategien zu einer recover-orientierten Unterstützung transformiert werden kann.
Das Modul entwickelt eine Methode zum Assessment und zur Planung personenorientierter Hilfen, die aus der Perspektive des/der Betroffenen entwickelt wird. Die vorgestellte Methode hilft, die Gefühle der Betroffenen wahrzunehmen, die Gedanken zu ordnen und den Erfahrungen eine Bedeutung zu geben.
Das Modul soll dazu beitragen zu lernen wie verschiedene personenzentrierte Planungsinstrumente angewandt werden können, wie Assessments durchgeführt werden können, wie hilfreiche Beziehungen aufgebaut werden und wie auf dieser Basis eine persönliche Planung entwickelt werden kann.
Am Ende des Moduls werden die TeilnehmerInnen:
9. UNTERSTÜTZEN UND BEGLEITEN
Moduldauer: 40 Stunden
Nutzerorientierung, Beteiligung von Psychiatrie-Erfahrenen in psychiatrischen Diensten, Beratung und Qualitätsmanagement ist seit langem ein Anliegen der Betroffenenbewegung. Diese Forderung basiert
auf der Überzeugung, dass die Wünsche und Bedürfnisse einer Person, die psychisch beeinträchtigt ist am besten von jemandem verstanden werden können, der/die ähnliche Erfahrungen gemacht hat. Unterstützer mit eigenem Erfahrungshintergrund können als Rollenmodel fungieren. Sie leben unabhängig und üben eine professionelle Funktion aus. Der Genesungsbegleiter kann Übersetzer zwischen Professionellen und Psychiatrie-Erfahrenen sein. Er/sie kann aufgrund der eigenen
reflektierten Erfahrung vielfältige Angebote machen, die Unabhängigkeit und Selbstbestimmung fördern. Um andere gut unterstützen zu können ist es nicht nur wichtig, die eigene Erfahrung der Bewältigung psychischer Herausforderungen und hilfreicher Beziehungen zu reflektieren, sondern auch Methoden und Haltungen.
Am Ende des Moduls werden die TeilnehmerInnen:
- Prinzipien von Unterstützung von Psychiatrie-Erfahrenen für Betroffene kennen
- Differenziertes Wissen über die Bedeutung und die Umsetzung unterstützender
- Kommunikation und Beziehungsarbeit im Rahmen von Genesungsbegleitung haben
- Den eigenen Unterstützungsstils reflektiert haben
10. LERNEN UND LEHREN
Moduldauer: 24 Stunden
Es ist ein wichtige Aufgabe für ExpertInnen durch Erfahrung, sich an Ausbildungs- und Qualifizierungsprozessen zu beteiligen. Einerseits ist es wichtig, dass reflektierte Erfahrungswissen zu nutzen, um andere Psychiatrie-Erfahrene anzuregen, zu unterstützen oder zu aktivieren. Andererseits ist das Erfahrungswissen sehr wichtig, um Angehörige zu informieren und insbesondere Professionelle dabei zu unterstützen, ihr Wissen und ihre Fähigkeiten zu verbessern, um ihre Angebote nutzerInnen- und bedarfsorientierter und zufriedenstellender umzusetzen.
Um das Erfahrungswissen in Aus-, Fort- und Weiterbildung einzubringen, ist es wichtig, dass der psychiatrie-erfahrene Ausbilder gut vorbereitet ist. Er/sie muss lernen, wie er/sie über die Erfahrung spricht und wie man sie als Ressource in Ausbildungssituationen nutzt. Es ist aber auch wichtig zu wissen, wie man eine interessante Geschichte und wie man dabei vermeidet, über die eigenen Grenzen zu gehen.
Das Modul soll die TeilnehmerInnen befähigen:
- Unterstützende Haltungen, Methoden und Inhalte für Ausbildungssituationen zu identifizieren
- Über die eigene Erfahrung sprechen zu können und dabei die eigenen Grenzen zu achten
- Frei und flexible in der Anwendung von Präsentationstechniken und –Methoden zu sein
- Eine gut strukturierte Präsentation vorzubereiten und anzukündigen
- Eine interessante Fortbildung zu geben