Die Bipolare Störung hat in der Psychiatrie ein wechselvolles Schicksal. Dem Krankheitsbild mangelt es an Akzeptanz. Während die theoretische Definition der
bipolaren Erkrankung, d.h. das Auftreten von Manien, Hypomanien und Depressionen sehr einfach klingt und jedem Arzt vertraut ist, bereitet die klinische Diagnose häufig extreme Schwierigkeiten.
Ursache ist u.a. die außerordentlich große Variationsbreite an Symptomen, mit denen Patienten dem Arzt und ihrem Umfeld gegenübertreten.
Von der euphorischen (überschwänglich gehobene Stimmung) zur dysphorischen (aggressiv, gereizt) Manie mit und ohne Psychose, Mischzuständen, wo Symptome der
Depression und Manie gleichzeitig auftreten, Hypomanien (abgeschwächte Manien) bis zur schweren Depression ist das Krankheitsbild ein sehr vielfältiges. Auch der zeitliche Ablauf schwankt stark
und sehr individuell.
Dadurch kommen häufig Fehldiagnosen wie Schizophrenie oder unipolare Depressionen zustande.
Aber auch Diagnosen, die den Persönlichkeitsstörungen zugeordnet werden, sind nicht selten.
50% der Bipolar erkrankten Menschen leiden unter Komorbiditäten (zusätzlich zur Grunderkrankung vorliegende, diagnostisch abgrenzbare Krankheits- oder
Störungsbilder), die eine Diagnostik oft erschweren, da sie die Grunderkrankung überlagern (z.B. Suchterkrankungen, Angsterkrankungen, Phobien, Persönlichkeitsstörungen)
Bis zur richtigen Diagnosestellung dauert es im Durchschnitt 8 Jahre ab Krankheitsausbruch, aber auch mehr als 20 Jahre bis zur richtigen Diagnosestellung sind keine
Seltenheit.